Gäste, vor denen nichts sicher ist

Darüber reden Hoteliers nicht gerne: Mehr Gäste, als man glaubt, lassen einiges aus den Hotelzimmern mitgehen. Die Spitze: Kunstwerke, TV-Geräte und – Waschbecken. Das ergab eine Umfrage des Bewertungsportals Wellness Heaven. Wobei die Deutschen nicht sehr wählerisch sind…

Das Mitnehmen von Seifen oder Stiften gilt vielen Hotelgästen als Kavaliersdelikt — dochdabei bleibt es bei Weitem nicht: Manche Besucher sind so dreist, dass sie Fernseher, Klaviere oder gar ausgestopfte Tiere aus dem Hotel tragen. 

Das Wellness-Hotel-Bewertungsportal Wellness Heaven (www.wellnessheaven.de), das mit 18 eigenen Testern Wellness-Hotels in aller Welt regelmäßig anonym bewertet, hat 1.157 Hoteliers befragt, welche Gegenstände am häufigsten entwendet werden. Besonders pikant ist das unterschiedliche Klauverhalten zwischen Gästen in 4-Sterne und 5-Sterne Hotels.

Hotelgast 2019: Was nicht festgenagelt ist, wird mitgenommen

Das Hauptergebnis der Studie: die erdrückende Mehrheit der Gäste stibitzt Handtücher und Bademäntel — vielleicht als Goodie für den nächsten Wellness-Aufenthalt? Dicht gefolgt werden diese beiden Spitzenreiter von Kleiderbügeln, Stiften und Besteck.

Neben diesen „gewöhnlichen“ Gegenständen gibt es hingegen eine Reihe von spektakulären Ausreißern, die auf eine rege Diebstahlfantasie der Delinquenten schließen lässt: In hohem Maße handwerkliche Fähigkeiten mussten jene Gäste aufbringen, die sämtliche Badarmaturen entwendet haben, den Kopf einer Regendusche, eine Hydromassage-Dusche, einen Toilettensitz, ein Abflussrohr oder gleich ein ganzes Waschbecken, wie von einem Berliner Hotel berichtet wird. 

Gliedert man die Delinquenten nach Nationalität, so ergibt sich ein differenzierteres Bild. Es stellt sich etwa heraus, dass der deutsche Hotelgast einem eher langweiligen Diebstahlverhalten folgt: Neben Handtüchern und Bademänteln lässt er in erster Linie Kosmetik mitgehen.

Viel genussorientierter geht es da schon bei den Österreichern zu: Geschirr und Kaffeemaschinen tauchen weit oben in der Diebstahlskala auf: vom korrekten Esswerkzeug und den Zubereitungsvarianten für den „kleinen Braunen“ kann man in der Alpenrepublik offenbar nicht genug zu Hause stehen haben.

Italiener bevorzugen Weingläser als Hotel-Souvenir, bei Schweizern rangiert hingegen der Haarföhn weit oben im Ranking. Der Franzose hingegen klaut schon etwas spektakulärer: Er vertritt die Nation, die mit Abstand am häufigsten Fernsehgeräte und Fernbedienungen mitgehen lässt.

Holländische Hotelgäste sehen in ihren Mitbringseln vor allem den praktischen Nutzen: Zu ihren Favoriten zählen Glühbirnen und Toilettenpapier. Insgesamt wurden 634 Hoteliers von 4-Sterne-Häusern sowie 523 von 5-Sterne- Hotels befragt, um das Diebesverhalten in Abhängigkeit vom Wohlstand der Gäste zu ermitteln. 

Dabei tritt Erstaunliches zu Tage: “Greed is good” scheint gerade bei betuchten 5-Sterne-Gästen ein zuverlässiges Motto zu sein. So ist etwa die Wahrscheinlichkeit, dass hochwertige TV-Geräte aus dem Zimmer geklaut werden, bei Gästen im 5-Sterne-Segment 9-fach höher als bei Reisenden in 4-Sterne-Hotels. Ebenso sind Kunstwerke in Luxushotels ein begehrtes Objekt der Begierde (5,5-mal höhere Diebstahl-Wahrscheinlichkeit). Auch Tablet PCs und Matratzen werden in 5-Sterne-Häusern häufiger entwendet.

4-Sterne-Gäste begnügen sich hingegen mit weniger spektakulären Geschenken: Handtücher und Kleiderbügel sind bei ihnen tendenziell beliebter als bei 5-Sterne-Gästen, praktische Utensilien wie Batterien und Fernbedienungen klaut der 4-Sterne Hotelgast mit besonderer Wonne (3,1-mal bzw. 5,0-mal häufiger als der 5-Sterne Reisende).

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